denn wir lesen in der Abhandlung nicht, daß
ein Pächter einen Theilzins in die Verlassen-
schaft hinein zahlte. Die Addition zu 100
Gulden bezog er. Sein Vermögensnachlaß
betrug circa 1200 Gulden. Von Ostern an
war er immer krank und hatte fast alle Arbeit
sein Coadjutor Johann Hinter; dieser stand
ihn auch im Sterben bei; seine Leiche segne-
te ein Prodecan von Windisch Matrei Georg
Brandstätter, ferner waren zugegen:
Johann Nepomuc Jud, Vicarius zu Hopf-
garten seid 1782, dann Vicar dahier, dann
der Coadjutor von St. Jakob und der Coad-
jutor von hier.
Auf S. 94 heißt es über Vikar Jud:
Johann Nepomuc Jud, Vicar
Juli 1787 – Feber 1810
Johann Nepomuc Jud ist geboren am 16.
Mai 1741 im Vikariate Wald, Pfarre Gam-
berg
[korrekt: Bramberg]
im oberen Pinz-
gau, ehlicher Sohn des Johann Jud, Meß-
ners und Schullehrer alldorten. In letzterer
Zeit war er durch einige Jahre Coadjutor
zu Windischmatrei, vom Jahre 1782 bis Ju-
li 1787 Vicarius zu Hopfgarten, unter ihm
wurde der dortige Friedhof gebaut, und
fanden die ersten Beerdigungen statt. Als
im Juni 1787 dieses Vicariat S. Viti erledigt
wurde
[=verwaiste],
ward ihm dieses Vi-
cariat im Monat Juli verliehen und
[er]
stand Ende des gleichen Monats hier ein.
Er stand damals im 47. Jahre seines Alters.
Die älteste gegenwärtige noch lebende Ge-
neration kannte ihn noch, war mitunter un-
ter ihm in die Schule gegangen. Die größ-
te Zeit hatte er einen Coadjutor, den er wie
seine Vorgänger und Nachfolger circa auf
eigene Kosten hielt. Jedes Beichtkind gab
jährlich drei Kreuzer Reichswährung =
viereinhalb Kreuzer österreichischer
Währung. In visitatione canonica de 1794
ipsi major celus in concionibus, in fre-
quentanda scola, in obeundis officiis
ecclesiasticis commendatur, eius coqua
rixosa vituperatur
[= Bei der kanonischen
Visitation von 1794 wurde ihm größerer
Eifer bei den Ansprachen, beim Besuch der
Schule und bei der Erfüllung der kirchli-
chen Pflichten nahegelegt, und seine
streitsüchtige Köchin wurde getadelt].
Er
war von mittlerer Größe, untersetzt, in sei-
nen letzten Jahren, in denen ihn noch eini-
ge jetzt Lebende vorstellen können, mit
schneeweißen Haaren. Die ganze Ökono-
mie hatte er selbst. Nie war er in seinem
Leben krank. Seine letzte Krankheit war
ein starkes Schleimfieber. Nach einigen
Tagen traf ihn der Schlag, er empfing das
hl. Sakrament der Buße und letzten Öh-
lung, und verschied nach zehn Stunden,
nachdem ihn der Schlag berührt. Der Tod
erfolgte am 11. Feber halb zehn Uhr Vor-
mittag 1810. 23 Jahre hatte er die daige
Seelsorge geleitet. Am 13. um neun Uhr
Vormittag fand statt seine Beerdigung in
der St. Veitskirche vor den Geländer-
stufen, in der gleichen Gruft, in der HE.
[Hochehrwürdige]
W. Sperl ruht. Der
Bodenstein trägt die Inschrift J. J. V. 1810
R.I.P. = Joannes Jud, Vicarius 1810.
Vicar Jud war den Leuten lange unver-
geßlich. Er galt als guter Mann. Die ganze
Ökonomie mit Einschluß aller Mäden hat-
te er selbst; er fütterte 12 – 14 Stück Vieh,
hatte zwei Knechte, einer davon versah den
Meßnerdienst, und drei Feldmägde. Co-
quam fuisse rixosam
[= Daß die Köchin
streitsüchtig gewesen sei],
davon wissen
die Leute nichts.
Der Vergleich mit dem heutigen Zu-
stand zeigt, daß die Platte des W. Sperl seit
der Zeit Pfarrer Hofmanns nicht wesent-
lich gelitten hat (lediglich das V für
Vicarius fehlt), während die Platte von
Vikar Jud verstümmelt ist; die letzte Zeile
mit der traditionellen Formel R.I.P. (re-
quiescat in pace = er ruhe in Frieden) fehlt.
Nummer 10/11 — 63. Jahrgang
O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
Grabsteine
für die
St. Veiter
Vikare
Wolfgang
Sperl
(rechts) und
Johann
Nep. Jud
(unten).
Zeich-
nungen:
Michael
Huber
IMPRESSUM
DER OHBL.:
Redaktion:
Univ.-Doz. Dr.
Meinrad Pizzinini.
Für den
Inhalt der Beiträge
sind die Autoren
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