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O s t t i r o l e r H e i ma t b l ä t t e r
67. Jahrgang –– Nummer 5
pold Kupelwieser (1796 bis 1862), einem
wegen seiner besonderen fachlichen und
pädagogischen Verdienste bedeutenden
Lehrer. Wenn auch bisher keine Aufzeich-
nungen dazu auffindbar waren, kann man
annehmen, daß Wibmer seine malerische
Ausbildung an der Malschule der Akademie
unter Prof. Josef Mössmer erhielt. Die Blu-
men-, Früchte- und Tiermalerei, damals ein
eigener Lehrgegenstand, betreuten die
Maler Prof. Sebastian Wegmayr und Anton
Hartinger, die Landschaftsmalerei die
Maler Thomas Ender und Franz Steinfeld.
An der Akademie wurde schwerpunkt-
mäßig Zeichnen in verschiedenen Varian-
ten unterrichtet. Landschafts-, Blumen-
und Früchtemalerei lehrte man sowohl an
der Akademie als auch für die kunstge-
werbliche Ausrichtung an der, organisato-
risch der Akademie angeschlossenen,
„Manufakturzeichenschule“. Die künstle-
rische Ausbildung an den Anstalten be-
treuten praktizierende Maler als Lehr-
beauftragte sowie „Korrektoren“ für die
einzelnen Spezialgebiete.
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Es wäre aber auch die Frage zu stellen,
ob Wibmer als Maler Autodidakt war oder
schon vor seinem Eintritt in die Akademie
eine einschlägige künstlerische Vorbil-
dung erhalten hatte. Dafür spräche, daß er
die akademische Laufbahn erst im Alter
von 20 Jahren begann, während das üb-
liche Eintrittsalter in die Akademie jedoch
bei 13 bis 15 Jahren, in Einzelfällen auch
darunter, lag.
Malkenntnisse konnte sich ein junger
Kunststudent auch außerhalb der Anstalt
als Autodidakt oder bei einem Maler er-
werben. Unter diesem Aspekt könnte ein
verschollenes Gemälde, „Hammerwerk
aus Werfen“, sowie auch die Vedute sei-
nes Heimatortes rein theoretisch auf eine
Lehre bei einem Künstler im Salzburgi-
schen verweisen.
Als Wibmer in die Kaiserstadt kam,
wirkte seit 1826 am „K.k. Polytechnischen
Institut“ (heute: „Technische Univer-
sität“) der ebenfalls aus Windisch-Matrei
gebürtige Geodät und diplomierte Inge-
nieur Simon Stampfer (1790 bis 1864) als
Professor für praktische Geometrie.
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Von ihm ist bekannt, daß er immer be-
reit war, sich seiner Landsleute anzuneh-
men, die nicht selten wenig bemittelt und
in skurriler Verfassung nach Wien kamen.
Ich meine, daß er auch Jakob zumindest
am Beginn seiner Studienzeit in Wien ge-
holfen haben wird. Vermutlich beschaffte
ihm der Professor die erste Unterkunft
„auf der Wieden“ in der Alleegasse Nr. 75
(heute: Argentinierstraße 19). Stampfer
selbst wohnte ganz in der Nähe, „auf
der Wieden“, Konskriptionsnummer 64,
(heute: Taubstummengasse Nr. 3).
Die Wiener „Fremden-Tabellen“, auch
als „Konskriptionsbögen“ bezeichnet, be-
weisen, daß der Tiroler zwischen 1835 und
1840 in Wien außer auf der preisgünstigen
Wieden noch an folgenden Adressen ge-
meldet war:
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Leopoldstadt Nr. 160, (heute: Obere
Augartenstraße Nr. 38) und Stadt Nr. 792
(heute: Rotenturmstraße Nr. 18).
In der Leopoldstadt Nr. 160 wohnte zur
selben Zeit auch Peter Weber aus Win-
disch-Matrei, Neffe des Johann Weber, der
1809 in Matrei als Geisel von den Franzo-
sen erschossen worden ist.
Auf der Akademie machte Jakob seine
Sache sehr gut, wie die Benotungen zei-
gen.
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1840 darf er sich mit zwei Gemälden,
dem erwähnten „Hammerwerk aus Wer-
fen“ und einem „Früchtestilleben“ an der
Jahresausstellung der Anstalt beteiligen.
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Eine kürzlich von mir in Privatbesitz
entdeckte Mappe mit Akademiezeichnun-
gen dokumentiert das – auch nach Mei-
nung von Spezialisten des Kupferstich-
kabinettes in Wien – zeichnerische Talent
und technische Geschick des Akademie-
studenten.
Wann und ob Wibmer das Studium mit
einem Abschlußdekret beendet hat, war
nicht zu eruieren, da aus der fraglichen
Zeit an der Akademie anscheinend keine
Aufzeichnungen existieren. Belegt sind
hingegen Benotungen aus den Jahren 1836
bis 1840.
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Darüber, warum Wibmer Wien 1840,
spätestens 1841, verlassen hat, können nur
Vermutungen angestellt werden. Eine
denkbare, aber heute wenig wahrschein-
liche Theorie, Wibmer wäre der Wiener
Konkurrenz nicht gewachsen gewesen und
daher wie manch anderer nach seiner Aka-
demiezeit eine Zeitlang Wanderkünstler
geworden,
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muß nunmehr durch jüngste
Erkenntnisse und durch Wibmers unmit-
telbar folgende Seßhaftigkeit zumindest
für den zweiten Teil der Aussage geändert
werden.
Eine neue Heimat
1840 ist der Tiroler noch in Wien ge-
meldet und kam 1841, so steht nunmehr
nach seinen eigenen Angaben
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fest, ins
steirische Deutschlandsberg. J. Wastler
und andere datieren sein Eintreffen hier
mit 1847 und erst eine, erstmals von
H. Wilfinger erwähnte, unten zitierte
Handschrift sagt, daß er 1846 sicher in
Landsberg war. 1844 signiert er hier ein
Kinderporträt und im Jahr darauf nennt ihn
ein Kaufvertrag als Zeugen.
H. Wilfinger z. B. mutmaßte, der Ma-
treier hätte hier einen Landsmann besucht,
Ausschnitt der Matrei-Ansicht von Jakob Wibmer.
Panorama von Deutschlandsberg (Ausschnitt), nach 1873, Öl/Leinwand, 65 x 110 cm.
(Privatbesitz)