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31. Januar 2025

Willi Schneeberger (Irschen)

Willi Schneeberger (62) nahm mit 13 erstmals beim Dolomitenlauf (60 km) teil. Seither sind die „Ultra-Läufe“ ganz Seines. Der gelernte Schlosser und Maschinenbau-Werksmeister ist eben auf langen Strecken „zuhause“ – von hierzulande und bis auf den Mount Everest. Diese Ultra-Läufe können weit über die ursprüngliche Marathon-Distanz (42,195 km) gehen. Hauptberuflich war Schneeberger in den letzten 25 Jahre als Verkäufer in einem Autohaus tätig. Willi Schneeberger lebt mit Gattin Brigitte in Irschen.

Foto: privat

OVT: Herr Schneeberger, seit 1. Jänner – das ist auch Ihr Geburtstag – sind Sie ja in Pension. Genießen Sie‘s oder bereiten Sie sich aktuell sportlich auf etwas vor? 

Willi Schneeberger:  Ich genieße die Pension, laufe aber trotzdem regelmäßig meine zehn Kilometer und mache dabei 500 Höhenmeter. Denn, man kann ja nie wissen!

Woher kommt Ihre Laufbegeisterung?

Auslöser war der Dolomitenlauf als ich 13 Jahre alt war. Doch für die Ultra-Läufe waren es die Lignano-Urlaube mit unseren Kindern. Es setzte sich irgendwann in meinem Kopf fest, dass ich die 178 km von Irschen an die Adria laufend zurücklegen möchte. Mein Neffe Martin begleitete mich dann letztlich am Rad. Bei diesem ersten Ultra-Lauf musste ich letzten Endes die letzten 50 Kilometer am Rad bestreiten, da sich mein lädiertes Knie meldete.  Ich sagte bloß: „Des funktioniert hetz` nimmer!“ Damals half mir der 200 Euro-Schein, den mir meine Frau mitgab. Ganz in der Nähe konnte ich mir gottseidank in einem Geschäft ein Fahrrad damit kaufen. Es war im Jahr 2000, mit dem Lauf bin ich übrigens um vier Uhr nachmittags gestartet und habe 24 Stunden für die Strecke benötigt. 

In der Zwischenzeit reiht sich ja ein Highlight ans nächste.

Ich legte die klassische Marathon-Distanz auf der Chinesischen Mauer zurück – mit 26.000 Stufen in Höhen von 5 bis 75 cm. Weiters lief ich Ultra-Marathons in Spitzbergen, 230 Kilometer in der Sahara oder auf Gran Canaria, wo es über 8.000 Höhenmeter ging. Letzterer war überhaupt der härteste Ultra-Lauf, für den ich fast 24 Stunden brauchte. Für den Start beim Everest-Marathon musste ich zuerst zwei Wochen lang zum Basislager auf 5.400 Metern aufsteigen. Die Sterne am Himmel waren dort zum Greifen nah, da konnte der Himmel der Sahara nicht mithalten. Am Großglockner Ultra Trail nahm ich zweimal teil. 

Eine besondere Herausforderung wartete auch in den USA.

Das war der „Grand to Grand Ultra“. Am North Rim des Grand Canyon ging es los mit den 273 Kilometern. Von den 170 gestarteten Teilnehmern erreichten 120 das Ziel. Wir durchliefen die Wildnis von Arizona und Utah bis hin zum Grand Staircase-Escalante National Monument. All dies in sieben Tagen und sechs Etappen mit rund 5.500 Höhenmeter. Zudem musste sich jeder selbst versorgen. Alles, was man brauchte, musste in den Rucksack: 14.000 platz- und gewichtssparende Kalorien, ein Schlafsack, eine Matte, eine Daunenjacke, Nähzeug, ein Schlangenbiss-Set und eine Leuchtrakete. Mein Gepäck hatte etwa acht Kilogramm. Die Besonderheit dort war, dass der Ultra-Lauf als „Geheimtipp“ galt und auch zu den härtesten der Welt zählte. Meine Hauptmotivation dafür war, einmal den Grand Canyon zu sehen.

Es gibt aber auch noch eine „Besonderheit“ anderer Natur!

Das könnte man so sagen. Ich war so weit in der Welt unterwegs und spreche kaum ein Wort Englisch. In meiner Schulzeit nahm ich Nachhilfe, doch meine Lehrerin meinte schließlich auch: „Des wird nix.“

Was braucht man denn jetzt als Ultra-Läufer?

Die Psyche und der eigene Wille spielen die gleiche Rolle wie die körperliche Fitness. Beim Laufen muss der Kopf frei sein! Bei den Trainingseinheiten vor einem Lauf versuche ich mich innerlich auf eventuelle Probleme vorzubereiten und mich selber stets positiv zu motivieren. 

Da griffen Sie aber auch mal gern auf Ihren „Hauptberuf“ zurück!

Für die Sahara habe ich mich u. a. in der Trockenkammer des Autohauses, wo ich arbeitete, bei Lufttemperaturen von 48 Grad auf die hohen Temperaturen der afrikanischen Wüste vorbereitet. In der Trockenkammer bin ich eine Stunde im Kreis gelaufen. Eine Frage beschäftigte mich besonders: Wie viel und wie oft muss ich trinken? Beim Lauf in Afrika trank ich alle zehn Minuten einen Schluck aus meinen Wasserflaschen.

Wie finanzieren Sie Ihre Läufe?

Im Schnitt kosten mir diese zwischen 5.000 und 6.000 Euro. Ich ließ mir auch z. B. Abzieh-Pickerl für Freunde machen, die mich mit einigen Euro-Beträgen unterstützten. Nach jedem Lauf hielt ich auch einen Vortrag in Irschen, wo beim Eintritt mit freiwilliger Spende ein finanzielles Zubrot hereinkam. 

Ein Gedankensprung: Als Sportler haben Sie die ganze Welt gesehen – welchen Wunsch hätten Sie privat? Sie sind ja auch Hobby-Fotograf! 

Bei meinen Touren hatte ich stets eine handliche Kamera mit dabei. Mit den Fotos entstand in meinem Kopf bereits während des Laufens das Grundgerüst für die Vorträge. Was ich wiederum gern mal ausprobieren will, wäre vielleicht als „Ernte-Helfer“. z. B. in einem Weinbaugebiet in Oberitalien oder bei einem Haselnuss-Bauern in Oberösterreich auszuhelfen. Ich würd‘s aber unentgeltlich machen, denn dann kann ich, falls es doch nicht meinen Vorstellungen entspricht, auch wieder weiter-ziehen!

Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gerne final gefragt?

Sei‘s „Volltreffer“, aber auch der „Osttiroler Bote“ – gerade für mich als Ex-Berufs-Osttiroler – sind mir die regionalen Geschichten wichtig.

 

Kurz gefragt:

Willi Schneeberger
Ultra-Läufer und Autoverkäufer i. R.

Sternzeichen: Steinbock

Ich höre gerne (Musik): Oldies querbeet 

Leibgericht: Omeletten und Schmarrn, Hauptsache süß 

Lieblingstier: Katze „Mimi“

Lebensmotto: Nicht verrückt zu sein ist auch nicht normal!