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22. Juli 2024

Wasser in der Möll auch mit Kraftwerk „verträglich“

Oberkärntner Volltreffer, 22. Juli 2024
Wasser in der Möll auch mit Kraftwerk „verträglich“
In Simulationen soll nun gezeigt werden, wie die Restwassermenge in der Möll zukünftig ausschauen könnte.

Hochgeladen von Harald Angerer

In Flattach trafen sich vergangenen Freitag die Bürgermeister von Stall, Flattach, Obervellach, Mallnitz, Reißeck und Mühldorf, Vertreter der Fischerei und der Tourismuswirtschaft sowie der Kelag. Dabei wurden Variantenstudien zur Wasserführung in der Möll präsentiert, wie sie nach dem Bau des geplanten Schwall-Ausgleichs Kraftwerkes in Kolbnitz vorherrschen könnten. Die Bürgermeister sprachen sich auch gegen eine Einleitung von drei zusätzlichen Mölltaler Gebirgsbächen aus.

Bei dieser Gesprächsrunde präsentierte die Kelag Varianten der Wasserführung (Abflussmodelle/Restwassermenge) der Möll auf der Projektstrecke in den Gemeindegebieten von Flattach, Obervellach und Reißeck, nach dem geplanten Bau des Schwallausgleichskraftwerkes Kolbnitz. Die Varianten sehen unterschiedliche Wassermengen in den Winter- und Sommermonaten vor. Mit dem neuen Kraftwerk will die Kelag die ökologisch problematische Schwall-Sunk-Thematik in den Griff bekommen, zusätzlich soll mit dem Projekt natürlich auch Strom produziert werden. Auch der Erhalt der Speicherfunktion der Kraftwerkgruppe Fragant ist für die Kelag ein wichtiges Thema.

Im Winter von 4 bis 12 Kubikmeter/Sekunde

In den Wintermonaten hat die Möll eine niedrige natürliche Wasserführung. Das Abflussmodell für die Wintermonate sieht vor, dass unterhalb des Kraftwerkes Gößnitz der gesamte Zufluss bis zu einer Basiswassermenge von 4 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in der Möll verbleibt. Bei Obervellach, nach Einmündung des Mallnitzbaches, werden es, abhängig vom natürlichen Zufluss aus dem Zwischeneinzugsgebiet, 5 bis 10 Kubikmeter Wasser pro Sekunde sein und vor Kolbnitz 6 bis 12 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Mit dieser Wassermenge herrschen im Winter gute ökologische Verhältnisse für den Fischbestand, wenn der gesamte Schwall ganzjährig ausgeleitet wird.

Weiterhin für Freizeitnutzung attraktiv

In den Sommermonaten ist die natürliche Wasserführung der Möll größer als im Winter, sagt die Kelag. Deshalb wurde für die Sommermonate ein „dynamisches Abflussmodell“ erarbeitet. In den Sommermonaten von Mitte Mai bis Mitte September sieht es unterhalb des Kraftwerkes Gößnitz eine Basiswassermenge von 8 Kubikmeter Wasser/Sekunde vor; nach der Einmündung des Kaponigbaches in Obervellach werden es bei mittlerem Zufluss aus dem Zwischeneinzugsgebiet rund 14 Kubikmeter Wasser pro Sekunde sein und bei Kolbnitz rund 16 Kubikmeter pro Sekunde. Mit dieser Wasserführung würde die Möll im Sommer weiterhin für verschiedene Freizeitnutzungen attraktiv bleiben, argumentiert die Kelag, räumt aber ein, dass der Fluß nicht mehr so reisend sein wird, wie mit den Wasserschwall aus den beiden Kraftwerken Gößnitz und Außerfragant.  

Für das Rafting auf der Möll war gerade dieser Wasserschwall interessant. Diesen Schwall darf es in Zukunft nicht mehr geben, um den ökologischen Zustand der Möll zu verbessern und die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen. Ein Positives habe diese Lösung: Durch die Beseitigung des Schwalls werden Uferbereiche zugänglicher und für verschiedene Freizeitnutzungen attraktiver.

Lokalaugenschein mit den Bürgermeistern

Die Teilnehmer begaben sich zu einem Lokalaugenschein an die Möll, wo die zukünftig geplanten Wassermengen quasi „eingespielt“ wurden. Seitens der Bürgermeister, Vertretern der Fischerei und des Tourismus wurde gefordert, dass  der Astenbach, Kolmitzenbach und Sabenitzenbach nicht abgeleitet werden. In der Gesprächsrunde sind weitere Gespräche vereinbart worden. Im Herbst plant die Kelag zusätzlich Informationstage für die Bevölkerung in den Gemeinden Flattach, Obervellach und Reißeck.

Die Bürgermeister zeigten sich auch skeptisch. Die Frage, was die Zubringerbäche der Möll in Zukunft noch bringen, stellte sich Reißecks Bgm. Stefan Schupfer. Man stehe zur Wasserkraft, aber das Mölltal habe bereits einen großen Anteil an der Energiewende erbracht, so Schupfer. Für eine Zustimmung aller Gemeindevertreter ist aber Einigkeit gefragt – hier auch mit Fischerei, Tourismus. Das Kraftwerk sei einschneidend für das ganze Tal. Weitere Gespräche mit der Kelag werden folgen.

Die grüne Batterie

Die Kraftwerksgruppe Fragant im Mölltal ist das Herzstück der Stromerzeugung der Kelag und gewährleistet die sichere und zuverlässige Stromversorgung in Kärnten. Sie erzeugt Strom auf Knopfdruck – und zwar immer dann, wenn er dringend gebraucht wird. Die Kraftwerksgruppe kann aber auch große Energiemengen aufnehmen. So ist es möglich, Schwankungen des Strombedarfs der Kunden sowie in der Erzeugung aus Wind und Sonne auszugleichen. Ihre Kraftwerke erzeugen rund 790 Millionen Kilowattstunden Energie aus Wasserkraft ohne CO2 Emissionen. Das entspricht dem Jahresbedarf von rund 225.000 Kärntner Haushalten.

Schwallausgleichskraftwerk Kolbnitz

Die Maschinensätze der Kraftwerksgruppe starten und stoppen oft mehrmals am Tag. Bei großem Strombedarf starten die Maschinensätze, dadurch steigt der Wasserspiegel in der Möll schnell. Werden die Maschinensätze abgeschaltet, sinkt der Wasserspiegel ebenso rasch. Der rasche Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser, der sogenannte „Schwall-Sunk“, belastet die Ökologie im Fluss. Um diese Problematik zu lösen und die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen, plant die Kelag das Schwallausgleichskraftwerk Kolbnitz. Das Projekt sieht vor, den Wasserschwall aus den Kraftwerken Gößnitz und Außerfragant zu fassen und durch einen Stollen in die Nähe des bestehenden Ausgleichsbeckens Rottau in der Gemeinde Reißeck zu leiten und zur Stromerzeugung zu nutzen. Es soll rund 100 Millionen Kilowattstunden Strom aus Wasserkraft pro Jahr erzeugen. Das entspricht dem Jahresbedarf von 25.000 bis 30.000 Kärntner Haushalten. Das Schwallausgleichskraftwerk verbessert den gewässerökologischen Zustand der Möll ebenso wie den Hochwasserschutz auf der Projektstecke von 21 Kilometern. Mit einer geplanten Investitionssumme von rund 200 Millionen Euro leistet das Projekt einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung, zum Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung aus Wasserkraft und zu Energieunabhängigkeit und Versorgungssicherheit in Kärnten.