190 Kilometer lang, 200 bis 1.000 Meter breit und durch 36 Gemeiden führend – das sind die groben Eckdaten der Trasse für die Höchstspannungsleitung zwischen Lienz und Obersielach, die nach fast einem Jahr Prüfung jetzt durch das Drautal führen wird. Die Austrian Power Grid (APG) als Projektträger organisiert „Infomessen“ für die Bevölkerung. Eine ist am Dienstag, 7. Oktober, von 16 bis 20 Uhr im Treff.Punkt.Berg, die nächste am Tag darauf, Mittwoch, 8. Oktober, von 16 bis 20 Uhr im Stadtsaal Spittal.
Im Drautal soll es sich abspielen, der Bau einer rund 190 Kilometer langen 380-kV-Höchstspannungsleitung, ein südlicher Lückenschluss der bereits bestehenden 380-kV-Ringleitung durch Österreich. Nachdem das Projekt im Vorjahr vorgestellt wurde, prüfte die APG eine machbare Route zwischen den vorgegebenen Punkten – Umspannwerk Lienz und Umspannwerk Obersielach im Bezirk Völkermarkt. Nun wurde bekanntgegeben, dass die Wahl der Trassenführung auf das Drautal fiel.
„Drautal: weniger Naturgefahren“
Trassenprüfungen wurden in 58 Kärntner und Osttiroler Gemeinden durchgeführt. Übrig geblieben sind 36 Gemeinden, in denen schließlich gebaut werden soll – vier in Osttirol und 32 in Kärnten. Das Obere Drautal, das für die APG den „Abschnitt Oberkärnten“ darstellt, wurde ausgewählt, da im Vergleich zum Mölltal im Hinblick auf Naturgefahren deutlich sicherer gebaut werden kann, ließ die APG in ihrer Aussendung wissen. Der zweite von drei Trassenabschnitten führt von Spittal bis Treffen. Hier fand die APG eine „verträgliche Lösung“ mit einer Trassenführung südlich von Spittal und anschließend neben der Autobahn verlaufend bis Treffen. Im dritten Abschnitt soll die Trasse über Landskron südlich der Ossiacher Tauern verlaufen.
Infomessen in Berg und Spittal
Die APG verspricht „volle Transparenz über die jeweiligen Schritte im Projekt gegenüber allen Beteiligten“ sowie einen „respektvollen Umgang“ und offene Information. Aus diesem Grunde lädt sie auch gleich zu mehreren „Infomessen“. Die erste startet in Lienz am Montag, 6. Oktober, von 16 bis 20 Uhr im Kolpingsaal. Für die Gemeinden des Oberen Drautals Irschen, Dellach, Berg, Greifenburg und Steinfeld geht diesen Dienstag eine Infomesse in Berg im Drautal über die Bühne. Für die Gemeinden Sachsenburg, Mühldorf, Reißeck, Lurnfeld, Lendorf, Baldramsdorf, Reißeck und Spittal wird es am Mittwoch eine Infomesse im Spittaler Stadtsaal geben.
Von Transparenz bis „Stopp der Stromautobahn“
APG und Kärnten Netz präsentierten die Grobtrasse auch im Rahmen einer Regierungssitzung in Klagenfurt. Die Kärntner Landesregierung um LH Peter Kaiser und LH-Stv. Martin Gruber forderte volle Transparenz und ein Informieren der Bevölkerung „auf Augenhöhe“. Die Projektbetreiber haben laut Presseaussendung des Landes auch Sprechstunden und Gespräche mit Grundbesitzern und Landwirtschaftskammer zugesichert. Das Projekt sichere den Lebens-, Wirtschafts- und Arbeitsstandort Kärnten, werde durch das Land aber „auf Herz und Nieren geprüft“. Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer kritisierte, dass sich die SPÖ-ÖVP Regierung auf die Rolle der Behörde zurückziehe und kündigte eine Enquete an, bei der „auch kritische Stimmen gehört werden müssen“. Laut Landwirtschaftskammer Kärnten werden hunderte Grundeigentümer durch Strommasten, Zufahrtswege oder Umspannwerke direkt betroffen sein. LK-PräsidentSiegfried Huber fordert eine „zeitgemäße und faire Entschädigung von Bewirtschaftungs-Einschränkungen und Wertverlusten“. Für einen „Stopp der Stromautobahn“ ist die FPÖ Kärnten, diese dürfe erst kommen, wenn die Netzkosten auch in Kärnten gesenkt werden, bzw. den in Österreich geltenden angepasst werden, wird Clubobmann Erwin Angerer auf der Internetseite der Landespartei zitiert.
Projektdaten
Das Projekt „Netzraum Kärnten“ ist ein Kooperationsprojekt von Austrian Power Grid (APG) und Kärnten Netz (KNG-Kärnten Netz). Gebaut werden soll eine 380-kV-Leitung zwischen Lienz und Obersielach, auf rund 170 km wird eine 110-kV-Leitung der Kärnten Netz (Kelag) mitgeführt. Ein UVP-Verfahren soll 2027 starten, 2029 will die APG mit den Bauarbeiten beginnen, eine Inbetriebnahme ist für 2033 geplant.